Oldenburger Ruderinnen erkämpfen Silber auf Europameisterschaft

Die Saison für Patricia Schwarzhuber und Elisa Patzelt war lang, sehr lang sogar. Im Oktober letzten Jahres fand sich das Duo am Landesstützpunkt Oldenburg. Schwarzhuber, die langjährige international erfahrene und erfolgreiche Ruderin aus dem Oldenburger Ruderverein und Patzelt die für das Medizinstudium aus Lüneburg zugezogene aber nicht weniger erfolgreiche Ruderin wollten zusammen wieder auf die internationale Ruderbühne. Mit Startschwierigkeiten und aufgrund der Pandemie kaum Möglichkeiten zum Testen begann die Saison durchwachsen für das Gespann vom Küstenkanal. Mit einem Mittelfeldergebnis auf der ersten Überprüfung waren weder Trainer Matthias Helmkamp noch die beiden Ruderinnen glücklich, sodass über eine Analyse des bisherigen Trainings der Umbruch geschafft werden sollte. Bereits zur zweiten Kleinbootüberprüfung gelang dies. Mit einem 9. Rang im nationalen Kleinbootvergleich und folgenden sehr guten Platzierungen im gesteuerten Vierer, gelang es Schwarzhuber und Patzelt auf den Zug der U23-Europameisterschaft aufzuspringen. 

Anfang Juli erschien die ersehnte Nominierung durch Bundestrainerin Brigitte Bielig für den Deutschen Frauenachter zur U23-EM im polnischen Kruszwica. Aber das Duo sollte nicht alleine auf diese Reise gehen, denn ihr Trainer Matthias Helmkamp wurde durch den Deutschen Ruderverband als Bootstrainer berufen. So ging es also als Dreigespann in den internationale Teil der Saison 2021. Mit zwei Trainingswochenenden am zentralen Leitstützpunk für Frauenriemen in Potsdam wurde der Grundstein für eine Mannschaft gelegt, die den Aufschwung des Frauenriemenruderns in Deutschland fortführen soll. Bereits in Potsdam zeigte sich die Stärke des Teams indem sie den Achter der A-Seniorinnen, welche das Ziel Olympia 2024 verfolgen, durch schnelles Rudern in Sparringssituationen unter Druck setzen konnten.

Anderthalb Wochen vor der Europameisterschaft bat der Deutsche Ruderverband zur zentralen Vorbereitung nach Berlin-Grünau. Auf der olympischen Regattastrecke von 1936 sollte der letzte Feinschliff und die nötige Wettkampfhärte gegen die anderen Bootsklassen trainiert werden. Mit einem vollen Trainingsplan von drei Einheiten pro Tag baute der Frauenachter um Schwarzhuber und Patzelt immer mehr Selbstvertrauen in die eigenen Stärken und in das Team auf. Als Schlagzweier gelang es Patzelt und Schwarzhuber ihren im Zweier geübten Rhythmus auf den Achter zu übertragen, sodass sofort eine gemeinsame Basis bereitet war. „Wir haben uns im Achter sofort sehr wohl gefühlt. Alle hatten bereits vorher internationale Einsätze und wissen was auf sie zukommt, sobald Schwarz-Rot-Gold auf dem Einteiler ist.“, so Elisa Patzelt kurz vor Abfahrt ins polnische Kruszwica.

Der SF8+ auf dem Weg zu Silber

Der SF8+ auf dem Weg zu Silber

Die Nationalmannschaften aus dreißig europäischen Nationen nahmen den Weg nach Polen auf sich, um der internationalen Konkurrenz zu begegnen. Die Stadt Kruszwica zeigte sich hierbei von ihrer besten Seite, bei strahlendem Sonnenschein und besten Temperaturen war alles für eine spannende Regatta bereitet.

Im Frauenachter wurde direkt klar, dass die Konkurrenz nicht zu unterschätzen ist. Der favorisierte Achter aus Rumänien brachte alles mit was sie im U23-Bereich zu bieten haben. Angeführt von der Olympiasiegerin im Zweier aus Tokyo, mit drei weiteren Starterinnen von den Olympischen Spielen aus Tokyo und vier U23-WM Fahrerinnen zeichnete sich Rumänien schon auf dem Papier als nahezu unbezwingbar heraus. Auch das Heimteam aus Polen wollte den Zuschauern die geballte Klasse an Frauenrudern präsentieren. Die Polinnen, welche auf der U23-WM im Juli den vierten Platz gemacht haben, traten mit Heimvorteil an, welcher auch von den Rängen im Zielbereich lautstark zu hören war.

Bereits im Bahnverteilungsrennen am Samstag zeigte der Deutsche Achter, dass er ein gehöriges Wort um Silber mitzusprechen hat. Trainer Helmkamp gab die Devise aus, dass 1250 Meter der 2000 Meter Strecke unter Volllast gefahren werden sollten und im Anschluss, zum Kräfte sparen, rausgenommen werden soll. Mit dem Wissen, dass man noch zwei Gänge hochschalten kann ging das Team um den Schlagzweier Patzelt und Schwarzhuber in das lang ersehnte Finale der Europameisterschaft. 

Von Start an langen das Boot aus Rumänien und der deutsche Achter in Führung. Mit nur anderthalb Sekunde Unterschied der beiden führenden Boote ging es über die erste Zeitmessmarke bei 500m. Auch über die 1000 Metermarke ging es für den rumänischen und deutschen Achter mit einer knappen Bootsüberlappung, im Anschluss spielten die Rumäninnen dann ihre Erfahrung und Physis aus, welche den Abstand zum deutschen Frauenachter deutlich vergrößerte. Nun wurde es ein Zweikampf mit den Polinnen um die Silbermedaille. Der Deutsche Achter erwehrte sich über die gesamte Strecke mehreren taktischen Angriffen der Polinnen. Steuerfrau Annalena Fisch (Ruderklub am Wannsee) behielt aber zu jeder Zeit die Ruhe und setze den ausgearbeiteten Rennplan in die Tat um.

Mit vier Sekunden Vorsprung überquerte das deutsche Boot vor dem Achter aus Polen die Ziellinie und erkämpfte sich Silber hinter einem dominanten Achter aus Rumänien.

„Wir sind mit diesem Ergebnis hoch zufrieden. Wir sind für uns ein sehr gutes Rennen gefahren und konnten uns lange an Rumänien halten, so wie es ausgegeben war.“, sagte Trainer Matthias Helmkamp nach dem Rennen.

Für Patricia Schwarzhuber, Oldenburgs Sportlerin des Jahres 2019, war es hingegen das letzte Rennen auf internationaler Bühne. „Ich werde mich nun mit voller Kraft meinem Studium in Hamburg widmen, da muss der Rudersport leider zurücktreten. Aber ich bin mir sicher, dass in Oldenburg auch zukünftig Generationen an Sportlerinnen Erfolg und Spaß am Rudern finden werden. Die Strukturen und der Verein sind einfach was ganz tolles!“, sagte Schwarzhuber nach der emotionalen Siegerehrung.

Insgesamt kommt der Deutsche Ruderverband mit 1x Gold, 2x Silber und 4x Bronze nach Hause zurück. 

Bilder: Seyb/meinruderbild.de

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